Als ich mit meinem Honig und den selbst gemachten Bienenwachskerzen auf den Weihnachtsmärkten war, fragten mich einige Leute auch nach Gelée Royal - dem so genannten "Königinnensaft". Immer wieder musste ich erklären, warum ich es für absolut unethisch halte, den Bienen diesen Futtersaft "abzuzapfen" und merkte erneut, dass leider viel zu wenig Wissen dazu vorhanden ist.
Erstmal vorweg: Die grundsätzliche Debatte darüber, ob man Tieren etwas wegnehmen sollte, sei es der Kuh ihre Milch oder der Biene ihren Honig, darf man führen. Und jeder darf dazu seine eigene Meinung haben. Aber wie bei jedem Streitthema gilt: Seid bitte informiert, wenn ihr einen Standpunkt vertretet. Im Falle von Gelée Royal solltet ihr wissen, wie es produziert wird, bevor ihr einem nicht nachgewiesenen Heilversprechen aufsitzt.
Gelée Royal, oft als exklusiv und prestigeträchtig betrachtet, stammt aus dem Bienenstock und ist von zunehmender Beliebtheit in der Gesundheits- und Schönheitsindustrie. Doch hinter diesem königlichen Produkt verbirgt sich eine kontroverse Praxis, die ethische Fragen aufwirft. In diesem Artikel beleuchte ich für euch die Hintergründe und die umstrittenen Aspekte der Gelee Royal Gewinnung.
Was ist Gelée Royal?
Gelée Royal, auch bekannt als Weiselfuttersaft, ist ein nährstoffreiches Sekret, das für die Bienenkönigin reserviert ist. Jede Bienenlarve erhält es in den ersten Lebenstagen, aber nur die Königin wird ihr Leben lang damit gefüttert, was ihre Entwicklung, Größe und Fruchtbarkeit beeinflusst. Diese exklusive Nahrung, reich an Proteinen, Aminosäuren und anderen essenziellen Nährstoffen, ermöglicht es der Königin, bis zu 2.000 Eier pro Tag zu legen und bis zu sieben Jahre zu leben – im Gegensatz zu den wenigen Monaten Lebensdauer einer Arbeitsbiene.
Welche positive Wirkung hat Gelée Royal angeblich auf den Menschen?
Gelée Royal wird zahlreiche gesundheitliche und ästhetische Vorteile zugeschrieben, darunter Anti-Aging-Effekte, Stärkung des Immunsystems und Verbesserung der Fruchtbarkeit. Es enthält eine Vielzahl von wertvollen Inhaltsstoffen wie Proteine, Vitamine und Fettsäuren. Jedoch ist der aktuelle Forschungsstand nicht ausreichend, um diese behaupteten Vorteile wissenschaftlich zu bestätigen. Trotzdem erfreut sich Gelée Royal großer Beliebtheit in der Kosmetik- und Gesundheitsindustrie.
Wie kann der Imker / die Imkerin Gelee Royal gewinnen?
Die Gewinnung von Gelée Royal ist ein komplexer und zeitaufwendiger Prozess. ImkerInnen manipulieren die Bienen, indem sie Waben mit neuen Königinnenzellen platzieren, um die Produktion von Gelée Royal zu steigern. Nach einigen Tagen wird das Gelee aus den Zellen entnommen, wobei die Bienenköniginnen sterben. Diese Methode wird häufig als unethisch und grausam angesehen. Dazu muss man sagen, dass die Arbeiterinnen permanent dazu genötigt werden, neue Königinnen anzusetzen, da sie instinktiv wissen, dass sie aktuell ohne Königin leben und das in ihrer Natur so nicht vorgesehen ist. Es ist für die Bienen also ein Hochleistungssport, permanent Futtersaft zu produzieren.
Warum ist das Ernten von Gelée Royal in Europa umstritten?
In Europa ist die kommerzielle Gewinnung von Gelée Royal aufgrund ethischer Bedenken weitgehend unüblich (aber nicht verboten). Die Praxis des Erntens beinhaltet den Tod entstehender Bienenköniginnen und das Ausnutzen der Arbeitsbienen. Zudem zeigten Untersuchungen, dass Bienenköniginnen, die mit handelsüblichem Gelée Royal gefüttert wurden, starben. Diese umstrittene Praxis steht im Kontrast zum Bemühen um Bienenschutz und die Verwendung von Bienenprodukten in der Industrie, basierend auf unbestätigten gesundheitlichen Vorteilen. Das hier verkaufte Gelée Royale stammt demnach zu großen Teilen aus dem asiatischen Raum. Ich habe euch hier mal ein Video aus Japan gesucht, welches die Produktion zeigt. Und dies sind noch hygienisch gute Zustände... Hier geht es zum Beispiel bei weitem nicht so sauber zu.
Rechenbeispiele, Zahlen, Daten, Fakten
Konkret: ca. 300 Milligramm Gelée Royal kann man aus einer Königinnenzelle gewinnen. Für ein Kilo des teuren Futtersaftes müssen also rechnerisch 3.333 Königinnen sterben. Auf dieser Seite eines Imkervereins heißt es, China sei gegenwärtig der grösste Produzent von Gelée Royale mit einer Produktion von mehreren zehntausend Tonnen pro Jahr. Für nur eine Tonne (also 1.000kg) braucht es demnach 3.333.000 getötete Bienenköniginnen. Laut Wikipedia gibt es zudem verschiedene Qualitätsstufen, da die Bienen zur Aufzucht der Königinnen auch gefüttert werden müssen. Und hier kommt das nächste Problem: In China unterliegt die Futterqualität keinen strengen Regeln wie in Deutschland - was da also alles im Futtersaft landet hat mal die Verbraucherzentrale aufgelistet: "häufig auftretende Rückstände von Tierarzneimitteln, Schädlingsbekämpfungsmitteln und anderen verbotenen Substanzen. Für Honig und Gelée Royale aus Vietnam war nicht gewährleistet, dass die Produkte frei von Rückständen von Antibiotika sind."
Durch diesen Artikel möchte ich dir die nötigen Informationen bieten, um deine eigene, bewusste Entscheidung über die Verwendung von Gelée Royal zu treffen. Obwohl es verlockend klingt, sind die dahinterstehenden ethischen Fragen nicht zu ignorieren. Zudem ist bislang kein wissenschaftlicher Beleg dafür vorhanden, dass Gelée Royal nachweislich positiv auf den menschlichen Organismus einwirkt.
Quellen:
http://www.imkerverein-buechertal.de/Geele_Royale.php
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/gelee-royale-koenigliches-antiaging-21063
https://beegut.de/pages/gelee-royal
https://bees4life.org/de/blog/6-bienenprodukte/die-wahrheit-ueber-gelee-royale
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Daniela Graß
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